Implizites und Explizites Wissen verstehen

Wissen ist eine der wertvollsten Ressourcen in Unternehmen. Um dieses effektiv zu nutzen, ist es entscheidend, den Unterschied zwischen explizitem und implizitem Wissen zu verstehen. Beide Wissensarten spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung eines umfassenden Wissensmanagements. In diesem Artikel erläutern wir, was explizites und implizites Wissen sind, warum deren Unterscheidung wichtig ist und wie Sie Wissenstransfers effektiv gestalten können.

Explizites und Implizites Wissen:
Was steckt dahinter?

Explizites Wissen

Explizites Wissen umfasst alle Informationen, die dokumentiert und leicht zugänglich sind. Es ist klar definiert, strukturiert und kann problemlos mit anderen geteilt werden. Typische Formen des expliziten Wissens sind:

  • Handbücher: Diese enthalten detaillierte Anweisungen und Prozessbeschreibungen, die Mitarbeiter Schritt für Schritt durch verschiedene Aufgaben führen.
  • Dokumentationen: Technische Spezifikationen, Projektberichte und Unternehmensleitfäden fallen in diese Kategorie. Sie bieten präzise Informationen und dienen als Nachschlagewerke für spezifische Fragestellungen.
  • Berichte und Datenbanken: Standardisierte und strukturierte Informationen, die systematisch gesammelt und in Datenbanken gespeichert werden, um leicht abgerufen und analysiert zu werden.

Implizites Wissen

Implizites Wissen (auch Tacit Knowledge genannt) ist weniger greifbar und wird durch Erfahrung und Praxis erworben. Es ist tief in den Köpfen der Mitarbeiter verankert und oft schwer zu artikulieren. Typische Formen des impliziten Wissens umfassen:

  • Erfahrungsbasiertes Wissen: Dies beinhaltet intuitive Problemlösungsfähigkeiten, die durch jahrelange Praxis entwickelt wurden. Mitarbeiter wissen, wie sie bestimmte Aufgaben effizient erledigen, oft ohne darüber nachdenken zu müssen.
  • Zwischenmenschliche Fähigkeiten: Soziale Kompetenzen und Teamdynamiken, die für die effektive Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb eines Teams unerlässlich sind.
  • Praktische Fertigkeiten: Handwerkliche Fähigkeiten und technisches Geschick, die durch wiederholtes Üben und Lernen am Arbeitsplatz erworben wurden.
  • Beziehungen zu wichtigen Stakeholdern: Wissen über wichtige interne und externe Kontakte und wie diese Beziehungen gepflegt werden.
  • Kenntnisse um Vorlieben und Fettnäpfen: Kenntnisse über spezifische Präferenzen von Vorgesetzten oder Kunden sowie informelle Regeln und Fallstricke, die es zu vermeiden gilt.

Dieses Wissen wird oft durch Beobachtung, Nachahmung und informelles Lernen weitergegeben. Da es tief verwurzelt und persönlich ist, stellt die Erfassung und Weitergabe von implizitem Wissen eine besondere Herausforderung dar. Durch gezieltes Wissensmanagement können Sie sicherstellen, dass Ihr Unternehmen das Wissen der verschiedenen Personen effektiv sichern und langfristig nutzen kann.

Die Wissensmanagement-Theorien von Michael Polanyi

Michael Polanyi war ein ungarisch-britischer Wissenschaftler und Philosoph, der maßgeblich zur Theorie des Wissensmanagements beigetragen hat. In den 1960er Jahren prägte er den Begriff des impliziten Wissens und betonte die Bedeutung von nicht kodifizierbarem Wissen, das tief im menschlichen Verhalten und in den Erfahrungen verwurzelt ist.

Polanyi argumentierte, dass wir oft mehr wissen, als wir ausdrücken können – eine Erkenntnis, die das Verständnis von implizitem Wissen und dessen Herausforderungen in der Weitergabe wesentlich beeinflusst hat. Seine Arbeit hat gezeigt, dass implizites Wissen eine zentrale Rolle in der Praxis und Entscheidungsfindung spielt.

Polanyis Theorien unterstreichen die Notwendigkeit, sowohl explizites als auch implizites Wissen in Unternehmen systematisch zu erfassen und weiterzugeben, um die Wissensbasis zu sichern und zu erweitern.

Das Ass im Ärmel: Warum implizites Wissen entscheidend ist

Während explizites Wissen durch Handbücher und Dokumentationen in der Regel leicht zugänglich ist, bietet implizites Wissen ein tieferes Verständnis der täglichen Arbeitsabläufe und der Unternehmenskultur. Es spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Wenn neue Mitarbeiter Zugang zu implizitem Wissen haben, können schneller produktiv werden und sich besser in ihre Rolle einfinden.

Reduzierung der Frühfluktuation durch Wissenstransfer

Ein effektiver Wissenstransfer kann zudem die Onboarding-Frühfluktuation erheblich reduzieren. Wenn neue Mitarbeiter sich gut integriert und informiert fühlen, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie das Unternehmen frühzeitig verlassen. Studien zeigen, dass Frühfluktuation oft durch unklare Kommunikation, unstrukturierte Onboarding-Prozesse und eine mangelnde Integration verursacht wird.

Durch die Implementierung transparenter Rekrutierungsprozesse, strukturierter Preboarding-Maßnahmen und umfassender Onboarding-Programme mit positionsbezogenem Wissenstransfer können Unternehmen die Frühfluktuation signifikant verringern.

Die Bedeutung des Kontexts für erfolgreiche Ergebnisse

Der Kontext spielt beim Wissenstransfer eine entscheidende Rolle, da Informationen ohne den richtigen Kontext leicht missverstanden oder falsch angewendet werden können. Er hilft neuen Mitarbeitern, die Hintergründe und Gründe für bestimmte Arbeitsweisen und Entscheidungen zu verstehen, was ihre Einarbeitung erleichtert und effektiver gestaltet.

Kommentare und Anmerkungen zu Dokumenten und Prozessen sind dabei besonders wirkungsvoll, um den Kontext zu vermitteln. Diese zusätzlichen Informationen bieten wichtige Einblicke und Hintergrundwissen, die über das hinausgehen, was in standardisierten Handbüchern zu finden ist. Sie ermöglichen es neuen Mitarbeitern, sich schneller und umfassender einzuarbeiten.

Herausforderungen und Lösungen beim Transfer von implizitem Wissen

Implizites Wissen umfasst Elemente wie intuitive Problemlösungsfähigkeiten, zwischenmenschliche Kompetenzen und spezifische Kenntnisse über Stakeholderbeziehungen und organisatorische Vorlieben, die im Gegensatz zu explizitem Wissen oft nicht formal dokumentiert.

Unternehmen bemerken den Verlust an implizitem Wissen häufig erst, wenn ihre Mitarbeiter in den Ruhestand gehen oder durch einen externen Wechsel das Unternehmen verlassen. Zu diesem Zeitpunkt ist es oft zu spät. Nur durch strukturierte Offboarding-Prozesse und eine frühzeitige Erfassung von Wissen kann dieser Herausforderung begegnet werden.

Praktische Ansätze zur Vermittlung von implizitem Wissen

  • Interviews: Strukturierte Interviews mit erfahrenen Mitarbeitern bieten tiefere Einblicke in Arbeitsprozesse und praktische Tipps, die in offiziellen Dokumenten nicht zu finden sind. Durch gezielte Fragen können spezifische Situationen und Problemlösungen detailliert erfasst werden.
  • Mentoring: Mentoring-Programme, die neue Mitarbeiter mit erfahrenen Kollegen verbinden, fördern einen kontinuierlichen Wissenstransfer. Mentoren bieten nicht nur fachliche Unterstützung, sondern helfen auch, die Unternehmenskultur und informelle Netzwerke zu verstehen.
  • Job Shadowing: Beim Job Shadowing begleiten neue Mitarbeiter ihre erfahrenen Kollegen während der täglichen Arbeit. Dies ermöglicht es ihnen, Arbeitsprozesse direkt zu beobachten und in Echtzeit Fragen zu stellen. Diese Praxis bietet einen umfassenden Einblick in die Arbeitsabläufe und fördert das Verständnis für die impliziten Aspekte der Tätigkeit.
  • Dokumentation: Die systematische Dokumentation von implizitem Wissen ist entscheidend. Dabei können erlebte Szenarien, Fallstudien und Best Practices festgehalten werden. Videoaufzeichnungen und detaillierte Anleitungen können komplexe Arbeitsprozesse und Erfahrungen verständlich machen.

Durch die Anwendung dieser Strategien können Unternehmen sicherstellen, dass implizites Wissen effektiv erfasst und weitergegeben wird. Dies fördert nicht nur die Integration neuer Mitarbeiter, sondern sichert auch die Speicherung wertvollen Wissens innerhalb des Unternehmens.

Digitale Unterstützung für nachhaltiges Wissensmanagement mit great2know

Unsere great2know-Plattform bietet eine digitale Lösung zur effizienten Erfassung und Nutzung von Wissen in verschiedenen Formaten wie Text, Audio und Video. Wissen kann entweder eingetippt oder eingesprochen werden. Die speech2text-Funktion ermöglicht die automatische Verschriftlichung, was die Dokumentation erheblich vereinfacht.

Zusätzlich können Texte mithilfe unserer KI-gestützten Systeme optimiert oder zusammenfasst werden. Unser digitales Unternehmensgedächtnis  erlaubt eine strukturierte Ablage von Informationen und ermöglicht eine einfache Suche mittels Schlagwörtern, wodurch sie jederzeit leicht zugänglich sind.

Unser Fazit zu implizitem und explizitem Wissen

Implizites und explizites Wissen sind zwei essenzielle Säulen eines effektiven Wissensmanagements in Unternehmen. Während explizites Wissen leicht zu dokumentieren und zu teilen ist, stellt das tief verwurzelte, erfahrungsbasierte implizite Wissen eine besondere Herausforderung dar. Doch gerade dieses implizite Wissen ist entscheidend für die erfolgreiche Einarbeitung neuer Mitarbeiter, die Reduzierung der Frühfluktuation und die langfristige Mitarbeiterbindung.

Durch den gezielten Einsatz von Interviews, Mentoring, Job Shadowing und systematischer Dokumentation können Unternehmen den wertvollen Wissensschatz ihrer Mitarbeiter sichern und weitergeben. Digitale Tools wie great2know unterstützen diesen Prozess, indem sie eine strukturierte und kontextreiche Wissensübertragung ermöglichen. Ein durchdachtes Wissensmanagement sichert nicht nur den Wissenstransfer, sondern fördert auch die Effizienz und Innovationskraft Ihres Unternehmens.

über den Autor
Lenita Behncke
Lenita schreibt für great2know als Content Creatorin Beiträge über Themen wie Wissenstransfer & Wissensmanagement.